Filmon

Als Managing Director und Partner steht Filmon heute mit an der Spitze der Boston Consulting Group. Als Flüchtlingskind kam er 1991 aus Eritrea nach Frankfurt auf meine Schule. Innerhalb von drei Monaten lernte er Deutsch, machte ein Top-Abi, studierte VWL in Heidelberg und schloss sein Diplom als Jahrgangsbester ab mit dem Notendurchschnitt 0,9 (bis dahin wusste ich nicht, dass es so eine Note überhaupt gibt).

Menschen wie Filmon trotzen mir enorme Bewunderung ab, Menschen, die aus eigener Kraft aus schwierigsten Lagen nicht nur das Beste machen sondern Unglaubliches schaffen. Woher Filmon seine Kraft nimmt, frage ich mich manchmal. Einen Teil der Antwort kenne ich: Tiefsinn, Bescheidenheit und Dankbarkeit.

Dankbarkeit: Wer Filmon kennt, weiß, dass er sich dauernd bedankt, auch für Dinge, von denen wir meinen, dass es Kleinigkeiten sind, Selbstverständlichkeiten. Filmon weiß aber, dass nichts selbstverständlich ist. Er hat Krieg erlebt und mir Geschichten aus seiner Kindheit erzählt. Er weiß, dass er - wie wir alle - Vieles vor allem Glück zu verdanken hat.

Bescheidenheit: “Lass mich von Dir lernen” ist einer dieser Filmon-Sätze, die er gegenüber Menschen ausspricht ganz unabhängig von ihrer Rolle, ob sie Chef sind, Putzkraft oder Praktikant. Filmon fragt viel und befindet sich fast dauernd in der Rolle des Zuhörers. Manchmal wirkt er dabei geradezu zu unsicher, aber dann sagt er drei Sätze, und jeder im Raum weiß: Okay, to the point und alles drin, Analyse, Bewertung, eine neue Perspektive.

Tiefsinn: Es gibt da diese Phase in der Jugend, das Erwachsenwerden, die Initiationsphase. Filmon und ich haben sie gemeinsam durchlebt. Ich erinnere mich an stundenlange Spaziergänge durch Regen, Gespräche über die Bücher von Hermann Hesse, über Liebe und Mädchen, Hass und Nationalismus, über das Anderssein, Mut und Zuversicht, das vor uns liegende Leben. Ich bin dankbar, seit dieser Zeit alles mit Filmon teilen zu dürfen. Und dankbar dafür, dass es Situationen im Leben gibt, deren tieferer Sinn sich mir erst durch ein Gespräch mit Dir erschließt, lieber Filmon.

Dass Du mich zu meinem 40. Geburtstag überrascht hast und Du nur dafür aus München angereist warst, obwohl Du am nächsten Tag wieder früh im Büro sein musstest, das hat mir viel bedeutet. Danke, Filmon! Ich habe da schon wieder was im Auge. <3

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