Tim

Tim ist mein bester Freund. Eigentlich finde ich es schwierig, eine solch eindeutige Aussage zu treffen, zumal jede Freundschaft besonders ist, keine Beziehung zu einem Menschen ist vergleichbar mit der zu einem anderen. Dennoch ist das so: Tim ist mein bester Freund. Mit Tim habe ich so viel erlebt, wie mit keinem anderen Freund. Dazu gehören gemeinsame Reisen per Anhalter in die wildesten Gegenden Europas, das Teilen von Herzschmerz-Momenten, gegenseitiges Eingestehen von Selbstzweifeln. Und gegenseitiges Wiederaufbauen.

Was ich an Tim besonders schätze: Zweifelsohne ist er der beruflich erfolgreichste Freund, den ich habe, aber gleichzeitig der am wenigsten prätentiöse. Wer ihn nicht kennt und ihn nach seiner Rolle in seinen Unternehmen fragt, bekommt zu hören, er sei das “Mädchen für alles”. Wenn wir gemeinsam verreisen, dann couchsurfen wir oder zelten mit unseren Kindern im Wald und ernähren uns von dem, was es im Wald gibt. Wenn Tim einschenkt, gibt er das am wenigsten volle Glas immer sich. Ich könnte viele kleine Beispiele nennen, die zeigen, wie Tim sich hintanstellt und andere gerne in den Vordergrund.

Bis 2018 gehörte Tim die Hälfte von Ecosia, das ist die Suchmaschine, die Bäume pflanzt, ein Unternehmen, das nicht nur unseren Planeten retten will, sondern auch viel Geld verdient und sehr wertvoll ist. Christian, der Gründer von Ecosia, fragte Tim damals, ob er seine Anteile verschenken könne, damit Ecosia eine Purpose Company wird. Das bedeutet vor allem, dass Ecosia nicht mehr verkauft werden kann und die Gewinne im Unternehmen bleiben. Tim sagte sofort zu. Als ich ihn fragte, warum er zig Millionen Euro einfach so herschenkt, sprach Tim nur von der Größe Christians und wie sehr er ihn für diesen Schritt bewundert. Und Tim hat recht, schließlich hat er Anteile an vielen weiteren Unternehmen, Christian hatte lediglich welche an Ecosia.

Als Tim bei den German Startup Awards unter die Finalisten in der Kategorie “Bester Investor” kam, wusste ich, dass er gewinnen würde. Tim hingegen war überzeugt, Matthias Willenbacher gewinnt den Preis, “weil er ihn verdient hat”. Ich behielt recht. :) Christian von Ecosia wurde übrigens als “Bester Social Entrepreneur” ausgezeichnet.

Noch was: Tim meidet seit Jahren Amazon. So hat er auch die Bücher, die er meinem Sohn zu Weihnachten geschenkt hat (Tim ist sein Patenonkel) nicht bei Amazon gekauft. Folgender E-Mail-Thread zwischen Tim und mir dazu am 12. Dezember 2019:
Tim: Kommt per Post an Dich (Du müsstest es nur noch bitte verpacken, das konnte man bei der Buchhandlung, wo ich es bestellt habe, leider nicht auswählen)
Danijel: bei amazon geht sowas...
Tim: ich weiss, aber amazon versuch ich eher zu vermeiden, gerade bei büchern ;) und der preis für die geschenkverpackung ist ziemlich abzocke bei amazon
Danijel: Das war doch ein Spaß von mir 😊 ich weiß doch, dass du bei Amazon guckst und um die Ecke kaufst. will dich doch nur ärgern 😜
Tim: 👿

Eine Eigenheit hat unsere Freundschaft, und ich weiß nicht, ob sie mir Sorgen bereiten sollte (ich denke, nein): Tim und ich haben uns noch nie gestritten. Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir vielen (aus unserer Sicht) Kleinigkeiten indifferent gegenüber stehen. Bei so Vielem lohnt sich eine Auseinandersetzung nicht, sie würde zu viel Zeit und Energie kosten. Wir gehen gerne aufeinander zu. Dass wir noch keinen Streit hatten, liegt bestimmt auch an unserer Bereitschaft, den Anderen zu verstehen, seine Argumente nachzuvollziehen. Tim und ich haben oft unterschiedliche Sichtweisen, aber so ist das nun mal: Es ist bereichernder, andere Meinungen und Perspektiven zu verstehen, als die bestätigt zu bekommen, die man ohnehin schon hat.

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